Selbstversorgung

aktualisiert am: 21. Dezember 2020

Von wegen Fast Food

Zu Essen gab es einfaches Essen, mit meist selbst angebautem oder geschlachtetem. Fast jedes Haus hatte, außer dem Garten, eigene Hühner, Hasen, Schweine und teilweise auch Tauben, Gänse und Enten.Suppen gab es fast vor jedem Essen. Fleischgerichte meist nur an Sonn- und Feiertage. Wenn etwas übrig geblieben ist, wurde das in den nächsten Tagen wieder aufgewärmt und gegessen. Weggeschmissen, wie heute, wurde nichts. Es wurde den Tieren zum füttern gegeben. Nicht wie heute das feinste aus der Dose. Meist gab es Pellkartoffeln die zu Bratkartoffel, saures Kartoffelgemüse, Kartoffelbrei, Kartoffelpuffer, oder andere Kartoffelgerichte verarbeitet wurden. Pommes kannte man damals noch nicht. Später gab es auch Pommes von eigenen Kartoffeln. Zu den verschieden Kartoffeln gab es Eier, Butter, Hausmacher, Bratwürste, Eisbein mit Sauerkraut, Rotkraut. Rot- und Weißkraut, Salat, Gemüse gab es im Garten. An Sonn- und Feiertagen gab es dann Fleisch, oder es wurde mal ein Huhn oder Stallhase geschlachtet und mit Nudeln oder Reis gegessen. Einmal in der Woche gab es auch Pfannkuchen mit einem Obst, das eingemacht war wie Kirschen, Apfelbrei von frischen Äpfel, oder Birnen. Die ärmeren Nachbarn wurden von Freunden und Bekannten mit Lebensmittel versorgt. Die Kameradschaft wurde sehr groß geschrieben und jeder half dem andern aus.

Viele Haushalte waren Selbstversorger, hatten einen Garten, und es wurden Hausschlachtungen gemacht. Die ein bis zwei Schweine im Winter wurden geschlachtet alles wurde verarbeitet. Die Schlegel wurde zu Schinken geräuchert. In einem großen Kessel wurde das Fleisch gekocht. Dies wurde gemahlen und gewürzt und die Wurst, Leber, Blut und Schwartenmagen wurde in Dosen oder Därme gefüllt. Die Suppen-Brühe war dann die „Greddelsuppe“ (Kesselsuppe). Die Suppe wurde von den Kindern bei Nachbarn, Bekannte und Verwandte verteilt und wir bekamen meist Geld oder Süßigkeiten worüber wir uns sehr gefreut haben. Das Fleisch aus dem Kessel ist das Kesselfleisch und schmeckte besonders gut. (Heute wieder groß in Mode)

Butter, zum Beispiel, wurde selbst hergestellt. Auch das war eine Aufgabe für Kinder. So musste Milch entweder mit einem entsprechenden Rührgerät oder mit einem Stampfer so lange bearbeitet werden, bis daraus Butter wurde.

Dittigheim 1959: Essen, was die Natur hergibt

Viele Haushalte waren Selbstversorger mit eigenem Garten. Alles wurde verwertet.

Im Garten wurden die Kartoffel, Äpfel, viele Beerensträucher, Rot- und Weißkraut, Zwiebel, Spargel, Schwarzwurzel, Selleri, Lauch, Mangold, Tomaten, Kohlrabi, Erbsen, Bohnen, angebaut. Im kühlen Keller wurde viel gelagert. Das Gemüse, vor allem Gelbe Rüben, Rote Beete wurden in die Erde eingegraben und nach Bedarf frisch gegessen. Das Weißkraut und die Bohnen wurde in einem Steinguttopf eingesalzen zu Sauerkraut verarbeitet. Erbsen Bohnen wurden später eingefroren.

Die Bestellung von Feld und Garten folgte einem über die Jahre immer weitergegebenem Rhytmus. Rote Beete und Bohnen zum Beispiel wurden nach den Eisheilgen, am ersten Freitag im Mai gesäht. Auch der Aufbau der Beete erfolgte immer nach einem festgelegten Plan. Oft hinterfragte man nicht warum, sondern folgte schlicht der Vorgabe der Vorgenerationen.

Das Obst, wie Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Pfirsiche und anderes Obst wurden noch in Gläser eingemacht und im Winter dann gegessen. Die haltbaren Äpfel konnten bis März, je nach Sorte, im Keller gelagert werden. Äpfel und Zwetschgen wurde im Herd zu Dürrobst gedürrt.

Die Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, die im Garten angebaut waren, wurden zu Gelee oder Marmelade verarbeitet. Auch wurde von wie Obst, Süß- und Sauerkirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Pfirsich zu Gelee oder Marmelade verarbeitet. Tomaten, Salat, Kohlrabi, Stangengurken wurden frisch gegessen. Die kleine Gurken wurden in Gläser als saure Gurken zum Vesper, die reifen gelben Gurken als süßsaure Gurken zu Meerrettich gegessen.

Obst-, Wein-, Kartoffelernte: Die ganze Familie musste bei der Ernte helfen. In dieser Zeit waren die Herbstferien. Die Äpfel wurden in der Mühle zu Maische gehäckselt und zu Hause in dereigenen Obstpresse (Kelter) zu Saft gepresst und verarbeitet. Die Weintrauben und die Most-Äpfel wurden zu Wein und Apfelmost in Fässer vergoren und gelagert. Der Saft wurde in der Kelter frisch gepresst, abgekocht und in Flaschen abgefüllt. So gab es für die Eltern (Männer) den Most oder Wein und für die Kinder den Apfel- oder Traubensaft. Beides war 100% reiner Saft ohne Zusatzstoffe und Chemie wie heute. Bier oder Wein, Cola, Fanta, Raboll, Mineralwasser gab es nur bei besonderen Anlässen. Süßigkeiten gab es nicht. Nach dem Krieg haben die „Amis“ mal Schokolade gegeben.

Auch Kaffee war in der Nachkriegszeit eine Rarität von ganz besonderer Güte. Meist half man sich aus mit Kaffee-Ersatz wie geröstetem Getreide. Hatte jemand irgendwoher tatsächlich echten Kaffee ergattert, so wurde dieser teils mehrfach aufgebrüht.

„Urlaub kannten wir nicht und hatten wir auch nicht.“

Klaus Seidenspinner

5x im Jahr wurde geschlachtet und wir Kinder mussten helfen (Anm d.Red. Ich übrigens auch noch, allerdings freiwillig)- Das war ein Fest! Allerdings war das manchmal nicht ganz so tierfreundlich, denn wenn man keinen Schussapparat hatte, nahm man das Beil und musste gut treffen können.


„Wenn man beim Schlachten keinen Schussapparat hatte, nahm man das Beil – man musste halt gut treffen können.“

Peter Hepp / Gottfried Hepp

AUCH ICH WAR EINMAL JUNG

Auch ich war einmal jung. 
Das ist schon lange her. 
Verblasst ist zwar der Schwung, 
doch das ist kein Malheur.
 
Ich hab die Zeit genossen, 
genommen, wie es kam. 
Gelebt ganz unverdrossen 
im Glück und auch in Gram.
 
Wenn nun des Lebens Herbst beginnt 
– wenn schnell verrinnt die Zeit –
man sich nach rückwärts oft besinnt
hin bis zur Kinderzeit.
 
Ja, wie war es damals noch?
Viel ruhiger und bescheiden. 
Schmalhans hieß oftmals der Koch 
nicht nur in Krieges-Zeiten.
 
Der Bauer prägt das dörflich Bild
mit Kuhgespann und Pferden. 
Und der Nachbar war gewillt 
zu helfen bei Beschwerden.
 
Die Gassen waren staubbezogen, 
bei Regen schlammverschmiert. 
Im Winter sich die Äste bogen 
schnee- und eisverziert.
 
Es waren noch die Tauberwiesen
im Winter überschwemmt. 
Wir konnten Schlittschuhlauf genießen 
frei und ungehemmt.
 
Den tollsten Achter fuhren wir 
in rasend schnellem Lauf. 
Manchmal bracht der Absatz mir, 
dann hört ich einfach auf.
 
Ab Frühjahr brachte man die Gänse 
in den Gänsegarten.
Morgens wurden sie begleitet, 
am Abend durften sie starten. 

Sie flogen wie ein grau‘ Geschwader 
– das Rauschen hört‘ man überall –
durch die Gassen mit Geschnatter 
und fanden Heim in ihren Stall.
 
Die Sommerzeit war angebrochen. 
Jetzt war der Wald Spielwiese. 
Nach Laub und Harz hab ich gerochen; 
den Duft ich heute noch genieße.
 
Der Herbst war voll mit Obst und Beeren. 
Das gibt es heute noch – 
nur konnt‘ ich ohne Angst verzehren, 
da nichts nach Chemiekalien roch!
 
Es gab kein Schild auf einer Wiese 
„Spielen hier verboten“. 
Wir bauten Hütten und Verließe 
so ganz nach eig’enen Noten.
 
Im Winter wurd‘ die Sau geschlacht, 
das war im Dorf so Brauch. 
Da wurd‘ genossen und gelacht, 
man füllte sich den Bauch. 
 
Der Rest des Schweins der musste halten 
übers ganze Jahr. 
Am Ende war die Wurst voll Falten 
und „riechelte“ sogar. 
 
Es war einmal.  – So war die Zeit – 
damals. In Erinnerung. 
Mir scheint‘s wie eine Ewigkeit; 
man nennt das Zeitensprung. 
 
Die Gegenwart hält mich gefangen; 
die Zukunft kenn‘ ich nicht. 
So ist die Jugendzeit vergangen. 
So endet dies Gedicht. 

Philipp Schreck
November 1994


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